Die Ausstellung zeigt Horst Brandstätter und seine Beschäftigung mit den Themen Freiheit und Unfreiheit in Geschichte und Gegenwart in fünf Ausstellungsbereichen: Freiheit und Revolution, Freiheit und Gefangenschaft, Freiheit der Kunst vs. Zensur, Unfreiheit in der Psychiatrie und Freier Zugang zu Kultur.
Freiheit und Revolution
Horst Brandstätter hat sich bereits in den 1970er Jahren mit den revolutionären Erhebungen in der baden-württembergischen Geschichte, wie dem Bauernkrieg und der Revolution von 1848/49, auseinandergesetzt. Er verfasste nicht nur Artikel, sondern motivierte auch Künstlerfreunde. So schuf Johannes Grützke anlässlich des 150-jährigen Revolutionsjubiläums im Jahr 1998 ein dreiteiliges Wandbild des Hecker-Zuges.
In der Ausstellung werden einige Objekte zur Entstehung des Wandbildes gezeigt. Außerdem gab Horst Brandstätter 1998 den Augenzeugenbericht der 1848er-Revolutionärin Emma Herwegh heraus.
Freiheit und Gefangenschaft
Horst Brandstätters Radio-Feature „Asperg – Auf den Bergen wohnt die Freiheit“ vom Mai 1977 wurde 1978 mit dem Schubart-Literaturpreis der Stadt Aalen ausgezeichnet. Seine Recherchen zur Geschichte der württembergischen Festung Hohenasperg erschienen im selben Jahr als Buch. Wie brisant seine Beschäftigung mit der Geschichte der Unfreiheit während des Deutschen Herbstes war, zeigt sich daran, dass Horst Brandstätter als vermeintlicher „Sympathisant“ des Terrorismus ins Visier der Ermittlungsbehörden geriet. Die Ausstellung zeigt u.a. die Sicherstellungsbescheinigung der Kripo sowie beschlagnahmte Unterlagen aus Horst Brandstätters Wohnung im Stuttgarter Westen.
Freiheit der Kunst vs. Zensur
Für Horst Brandstätter war die Freiheit der Kunst, so wie sie auch in Artikel 5 Abs. 3 des Grundgesetzes festgeschrieben ist, ein hohes Gut. Bereits im Jahr 1974 berichtete er als freier Mitarbeiter in den „Stuttgarter Nachrichten“ kritisch über die gerichtliche Auseinandersetzung zwischen dem Autor F. C. Delius und der Siemens AG über Delius Dokumentarsatire „Unsere Siemens-Welt“. Im Jahr 1987 sah sich Horst Brandstätter selbst als Opfer von Zensurmaßnahmen. Nachdem er anlässlich der Eröffnung der Rauminstallation „Kaiser und Armenarzt. Ein Doppelmonument für Georg Kerner und Napoleon“ von Ulrich Bernhardt in seiner Rede kritisiert hatte, dass schwäbischen Jakobinern kein Denkmal gesetzt werde, aber nach Hanns Martin Schleyer eine große Sporthalle benannt wurde, wurde sein Redebeitrag im Katalog gekürzt. Es kam zum öffentlich ausgetragenen Zensurstreit mit der Galerie der Stadt Stuttgart und Oberbürgermeister Manfred Rommel. Brandstätter veröffentlichte seine Rede samt Schriftverkehr mit der Galerie und Stadt Stuttgart daraufhin als „stuttgarter documenta“ bei Wendelin Niedlich.
Unfreiheit in der Psychiatrie
In den 1980er und 1990er Jahren beschäftigte Horst Brandstätter sich stark mit der württembergischen Psychiatriegeschichte. So entstanden etwa ein Radio- und ein Fernsehfeature mit dem Titel „Winnental – Eine deutsche Heilanstalt“. Die Ausstellung zeigt Ausschnitte aus dem Film. Mit einigen Bewohner*innen der Psychiatrie in Winnenden beschäftigte Brandstätter sich intensiver. So schrieb er etwa ein Buch über den schwäbischen Massenmörder Ernst Wagner und ein Theaterstück über den Erfinder des Energiegesetzes Robert Mayer.
Freier Zugang zu Kultur
Es war Horst Brandstätter in seiner Arbeit als Antiquar ein Anliegen Sammlungen geschlossen an öffentliche Institutionen zu vermitteln um sie auf diese Weise der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. So überzeugte er die Porsche AG die von seinem Antiquarskollegen Herbert Blank rekonstruierte Bibliothek Franz Kafkas der Franz-Kafka-Gesellschaft in Prag zu schenken. Des Weiteren vermittelte er den Landsberger Poesieautomaten von Hans Magnus Enzensberger an die Kunsthalle Würth, welche ihn als Dauerleihgabe dem Literaturmuseum in Marbach zur Verfügung stellte.
Autorin: Natalie Reinsch